Am 30. November waren Eva-Maria Richter und Anne Haas von
der Kölner PR-Agentur „die pressetanten“ zu Gast bei unserem Masterkurs
Marketingmanagement. Sie erzählten unseren Studierenden von ihrem alltäglichen
Job, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für verschiedene TV-Formate des
Privatsenders RTL und VOX sowie den Deutschen Fernsehpreis. Pressetanten? Ja,
sie heißen wirklich so. Pressetante ist ein in der
Branche durchaus geläufiger Begriff und als Name einer Agentur funktioniert er
prima, weil er natürlich im Gedächtnis bleibt, und darauf kommt’s an. Gegründet
wurde die PR-Agentur 2008 von Maren Mossig und Eva-Maria Richter, seit 2010
verstärkt Anne Haas das Team.
Hauptauftraggeber der insgesamt drei Pressetanten sind
private TV-Sender, deren eigene Pressestellen einen Teil der täglich
anfallenden Arbeit für die unterschiedlichsten Formate an Agenturen vergeben.
Neue Formate sind den Sendern und den Produktionsfirmen oft so wichtig, dass
sie dafür ein extra Budget aufmachen und eben die Pressetanten engagieren.
Eines dieser besonders wichtigen Formate ist
"Deutschland sucht den Superstar". Am 7. Januar startet die beliebte
Show in die neunte Runde mit neuen Talenten, einer neuen Jury und einem DSDS-Recall
auf den Malediven. Für die neue Staffel haben sich so viele Kandidaten wie noch
nie zuvor beworben. 35.401 Kandidaten sangen seit August in 33 Städten vor, um
sich zu qualifizieren und Deutschlands neuer Superstar zu werden. Die
Highlights der Castings sind Inhalt der ersten acht Folgen. Die besten 36
Kandidaten fliegen dann zum Recall auf die Malediven, um am Strand unter Palmen
die Jury von sich zu überzeugen. Die besten 15 Kandidaten werden später in der
ersten großen Live Show ums Weiterkommen kämpfen. Danach geht es für die zehn
Besten weiter mit Mottoshows, in denen die Zuschauer per Telefonvoting und SMS
bestimmen, wer der Superstar 2012 wird, der einen Plattenvertrag bekommt und
ein hübsches Sümmchen Geld gewinnt.
Damit die aufwändige Show auch außerhalb des Sendeplatzes
immer im Gespräch bleibt, ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit schon
längst im vollen Gange. Und das geht zum Beispiel so: Wenn Kandidat XY aus
Gütersloh mit von der Partie ist, dann telefonieren die Pressetanten die Gütersloher
Lokalpresse ab, um originelle Geschichten aus dessen Leben direkt vor Ort in
den Medien zu platzieren. Schließlich soll die Show auf jedem Schulhof
Gesprächsthema Nummer 1 werden. Stories über einen 16jährigen Teeny-Kandidaten
versuchen sie in die Bravo zu bringen, ein BWL-Student auf dem Absprung in die
Business-Karriere platzieren sie stattdessen in People-Magazinen. „Für jede
Geschichte gibt’s das richtige Medium“, sagt Eva-Maria Richter.
Ein Aspekt ihrer Arbeit ist es, die Kandidaten auch in ihrem
privaten Umfeld zu zeigen, dies aber immer in Absprache. Bei ihrer Arbeit
nehmen sie viel Rücksicht darauf, was ein Kandidat von seinem Privatleben
preisgeben möchte und was nicht. Sie geben ihm auch jederzeit Rückendeckung
beim ungewohnten Umgang mit den Medien. Auch wenn Show und Kandidaten im
Blätterwald kontrovers diskutiert werden, was ja durchaus keine Seltenheit ist,
stehen die Pressetanten ihren Schützlingen mit Rat und Tat zur Seite, geben Tipps bei ungemütlichen Fragen. „Ganz
wichtig bei unseren Geschichten ist, dass die Kandidaten dabei immer
authentisch bleiben. Anders geht es nicht, denn sonst ist die Glaubwürdigkeit
schnell dahin“, betont Anne Haas. Die Pressetanten betreuen die Kandidaten, bis
sie entweder aus der Show fliegen oder gewonnen haben. Danach stellt ihnen RTL
eine andere Agentur zur Seite, die sie bei Presse- oder Jobanfragen begleitet.
Die drei Pressetanten können in der Regel drei TV-Formate
parallel betreuen. Momentan arbeiten sie zum Beispiel auch für „Bauer sucht
Frau“ oder „Das Supertalent“, aber auch den Deutschen Fernsehpreis und Stiftung
„RTL – Wir helfen Kindern”. Einen typischen Arbeitsablauf gibt es dabei nicht.
Die Aufgaben reichen vom Schlagzeilen lesen – schließlich müssen die drei immer
aktuell wissen, worüber gerade gesprochen wird – über das Schreiben von Texten,
das Erstellen von sogenannten Presse-Clippings,
die Akquise von Interviewterminen für Kandidaten bis hin zu Gesprächen
mit Journalisten, vom Wirtschaftsredakteur bis zum Klatschreporter. „Das Tolle an
unserem Job ist, dass kein Tag dem anderen gleicht“, sagt Eva-Maria Richter.
Und wie wird man nun Pressetante? Eine Möglichkeit ist
natürlich, an der EUFH Marketingmanagement zu studieren, aber einen typischen
Weg dorthin gibt es nicht, wie auch die Lebensläufe unserer beiden Gäste
zeigen. Eva-Maria Richter ist gelernte Bankkauffrau, hat BWL studiert und
beispielsweise bei Planet Hollywood, RTL Newsmedia oder beim Club Bertelsmann
im PR-Bereich gearbeitet. Ganz anders Anne Haas. Sie hat Anglistik und Medienwissenschaften
studiert und danach ein Volontariat in einer Kölner Agentur gemacht, wo sie
auch schon TV Formate betreute und im Künstlermanagement arbeitete. Bevor sie
schließlich Pressetante wurde, war sie als Presseredakteurin bei der Büro
Berlin Medienagentur tätig.
Renate Kraft
- Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit EUFH -
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