Montag, 12. Dezember 2011

Pressetanten zu Gast: PR für TV-Formate


Am 30. November waren Eva-Maria Richter und Anne Haas von der Kölner PR-Agentur „die pressetanten“ zu Gast bei unserem Masterkurs Marketingmanagement. Sie erzählten unseren Studierenden von ihrem alltäglichen Job, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für verschiedene TV-Formate des Privatsenders RTL und VOX sowie den Deutschen Fernsehpreis. Pressetanten? Ja, sie heißen wirklich so. Pressetante ist ein in der Branche durchaus geläufiger Begriff und als Name einer Agentur funktioniert er prima, weil er natürlich im Gedächtnis bleibt, und darauf kommt’s an. Gegründet wurde die PR-Agentur 2008 von Maren Mossig und Eva-Maria Richter, seit 2010 verstärkt Anne Haas das Team.

Hauptauftraggeber der insgesamt drei Pressetanten sind private TV-Sender, deren eigene Pressestellen einen Teil der täglich anfallenden Arbeit für die unterschiedlichsten Formate an Agenturen vergeben. Neue Formate sind den Sendern und den Produktionsfirmen oft so wichtig, dass sie dafür ein extra Budget aufmachen und eben die Pressetanten engagieren.

Eines dieser besonders wichtigen Formate ist "Deutschland sucht den Superstar". Am 7. Januar startet die beliebte Show in die neunte Runde mit neuen Talenten, einer neuen Jury und einem DSDS-Recall auf den Malediven. Für die neue Staffel haben sich so viele Kandidaten wie noch nie zuvor beworben. 35.401 Kandidaten sangen seit August in 33 Städten vor, um sich zu qualifizieren und Deutschlands neuer Superstar zu werden. Die Highlights der Castings sind Inhalt der ersten acht Folgen. Die besten 36 Kandidaten fliegen dann zum Recall auf die Malediven, um am Strand unter Palmen die Jury von sich zu überzeugen. Die besten 15 Kandidaten werden später in der ersten großen Live Show ums Weiterkommen kämpfen. Danach geht es für die zehn Besten weiter mit Mottoshows, in denen die Zuschauer per Telefonvoting und SMS bestimmen, wer der Superstar 2012 wird, der einen Plattenvertrag bekommt und ein hübsches Sümmchen Geld gewinnt. 

Damit die aufwändige Show auch außerhalb des Sendeplatzes immer im Gespräch bleibt, ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit schon längst im vollen Gange. Und das geht zum Beispiel so: Wenn Kandidat XY aus Gütersloh mit von der Partie ist, dann telefonieren die Pressetanten die Gütersloher Lokalpresse ab, um originelle Geschichten aus dessen Leben direkt vor Ort in den Medien zu platzieren. Schließlich soll die Show auf jedem Schulhof Gesprächsthema Nummer 1 werden. Stories über einen 16jährigen Teeny-Kandidaten versuchen sie in die Bravo zu bringen, ein BWL-Student auf dem Absprung in die Business-Karriere platzieren sie stattdessen in People-Magazinen. „Für jede Geschichte gibt’s das richtige Medium“, sagt Eva-Maria Richter.

Ein Aspekt ihrer Arbeit ist es, die Kandidaten auch in ihrem privaten Umfeld zu zeigen, dies aber immer in Absprache. Bei ihrer Arbeit nehmen sie viel Rücksicht darauf, was ein Kandidat von seinem Privatleben preisgeben möchte und was nicht. Sie geben ihm auch jederzeit Rückendeckung beim ungewohnten Umgang mit den Medien. Auch wenn Show und Kandidaten im Blätterwald kontrovers diskutiert werden, was ja durchaus keine Seltenheit ist, stehen die Pressetanten ihren Schützlingen mit Rat und Tat zur Seite,  geben Tipps bei ungemütlichen Fragen. „Ganz wichtig bei unseren Geschichten ist, dass die Kandidaten dabei immer authentisch bleiben. Anders geht es nicht, denn sonst ist die Glaubwürdigkeit schnell dahin“, betont Anne Haas. Die Pressetanten betreuen die Kandidaten, bis sie entweder aus der Show fliegen oder gewonnen haben. Danach stellt ihnen RTL eine andere Agentur zur Seite, die sie bei Presse- oder Jobanfragen begleitet.

Die drei Pressetanten können in der Regel drei TV-Formate parallel betreuen. Momentan arbeiten sie zum Beispiel auch für „Bauer sucht Frau“ oder „Das Supertalent“, aber auch den Deutschen Fernsehpreis und Stiftung „RTL – Wir helfen Kindern”. Einen typischen Arbeitsablauf gibt es dabei nicht. Die Aufgaben reichen vom Schlagzeilen lesen – schließlich müssen die drei immer aktuell wissen, worüber gerade gesprochen wird – über das Schreiben von Texten, das Erstellen von sogenannten Presse-Clippings,  die Akquise von Interviewterminen für Kandidaten bis hin zu Gesprächen mit Journalisten, vom Wirtschaftsredakteur bis zum Klatschreporter. „Das Tolle an unserem Job ist, dass kein Tag dem anderen gleicht“, sagt Eva-Maria Richter.

Und wie wird man nun Pressetante? Eine Möglichkeit ist natürlich, an der EUFH Marketingmanagement zu studieren, aber einen typischen Weg dorthin gibt es nicht, wie auch die Lebensläufe unserer beiden Gäste zeigen. Eva-Maria Richter ist gelernte Bankkauffrau, hat BWL studiert und beispielsweise bei Planet Hollywood, RTL Newsmedia oder beim Club Bertelsmann im PR-Bereich gearbeitet. Ganz anders Anne Haas. Sie hat Anglistik und Medienwissenschaften studiert und danach ein Volontariat in einer Kölner Agentur gemacht, wo sie auch schon TV Formate betreute und im Künstlermanagement arbeitete. Bevor sie schließlich Pressetante wurde, war sie als Presseredakteurin bei der Büro Berlin Medienagentur tätig.

Renate Kraft
- Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit EUFH -

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